Erinnerung an Tanja
Du bleibst für immer in unseren Herzen

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Gedicht «Tanja» von Daniel Bareiss – vorgelesen an Tanja’s Verabschiedung

Brief an Tanja von Daniel Kasser – vorgelesen an Tanja’s Verabschiedung
Liebe Tanja
Im letzten Telefongespräch, dass ich mit dir geführt habe, hast du mir ganz ruhig gesagt, dass du unglaublich froh seist, dass du bei der Unihockey WM 2022 das erste Mal als Mitarbeiterin und nicht als Volunteerin im WM-Team mitgearbeitet hast. Egal, was jetzt komme und egal, wie lange du noch auf der Welt bliebest, so nahe dabei zu sein, sei für dich eine wichtige und wertvolle Erfahrung gewesen.
Zuerst war ich mit dieser Aussage überfordert. Und ich wusste nicht, was ich darauf antworten soll. Dein pragmatischer Umgang mit dem möglichen, nahen Tod hat mich aber sehr beeindruckt. Und es war dadurch dann für mich einfacher, mit dir darüber zu sprechen.
So pragmatisch und klar habe ich dich bei all den unzähligen gemeinsamen Unihockeyevents kennengelernt, bei denen du mitgeholfen hast. Du hast stets das genommen, was da war, und hast daraus mit viel Herzblut und Energie etwas Schönes gezaubert. So wurden aus grauen, dunklen Räumen zum Beispiel elegante, einladende VIP-Bereiche.
Für all jene unter euch, welcher an der Frauen WM 2019 in Neuenburg waren: Wer von euch hätte gedacht, dass der schicke VIP-Bereich eigentlich ein gewöhnliches, undichtes Zelt war, dass durch einen stinkenden Dieselgenerator beheizt wurde?
Es hat dich eigentlich generell nie das gekümmert, was nicht da war oder nicht möglich war. Du gingst mit offenen Armen auf das zu, was da war und so wurde vieles, was nicht möglich schien, plötzlich möglich. So war es aber nicht nur mit «Sachen» Denn was viel wichtiger ist: Genau so bist du mit den Menschen umgegangen. Egal um welche Uhrzeit, im grössten Stress oder bei den mühsamsten Arbeiten. Du hast mit deinem Lachen und deiner Herzlichkeit alle angesteckt und aus einer Pflichtaufgabe eine Kür gemacht. Um dich herum war es den Menschen wohl.
Nur ein einziges Mal in all den Jahren und den Events habe ich dich entnervt gesehen. Du erinnerst dich sicher an das Akkreditierungssystem vom internationalen Unihockeyverband an der WM 22? Es gehörte zu deinen Aufgaben, dieses System mit den verschiedenen Informationen zu füttern. Von den Zutrittszonen in den Arenen über die Namen, Funktionen und Portraitbilder der verschiedenen Personen bis hin zur Integration von Sponsoren und Berechtigungen. Ich muss zugeben, das System ist mühsam und alles andere als benutzerfreundlich, obendrauf nur in Englisch verfügbar. Und es wollte zu Beginn überhaupt nicht so wie du wolltest. Nach stundenlangem Ausprobieren hast du mich einmal spätabends verzweifelt angerufen und gesagt: Dani, das geht einfach nicht. Ich konnte dich mit der platten Aussage «das schaffen wir schon, am Ende des Tages ist es doch nur Unihockey» etwas beruhigen. Dummerweise hatte ich selber keine Ahnung, wie das Zeugs funktionierte. Und dann gingst du noch einmal dahinter, Schritt für Schritt. Und in den darauffolgenden Wochen hast du das System dermassen in den Griff bekommen, dass während der WM sogar die allereitelsten noch kurzfristig ihr Portraitbild ausgewechselt bekamen, wenn es ihnen nicht passte. Und es lag bestimmt nie an den Akkreditierungen, wenn unser Sicherheitskonzept mal nicht funktioniert hat. Meine Akkreditierung hängt noch immer bei mir zuhause. Jedes Mal, wenn ich sie anschaue, denke ich an dich.
In den nächsten Jahren werden noch unzählige Unihockeyevents stattfinden. Weiterhin werden viele leidenschaftliche, unermüdliche und selbstlose Menschen, wie du es warst, dazu beitragen, dass diese funktionieren und speziell sind. Einige dieser Menschen sind heute auch hier.
Im Namen von uns allen sage ich dir heute ein letztes Mal danke. Mach’s gut, liebe Tanja.
von Karin Stoll – vorgelesen an Tanja’s Verabschiedung
«Hast du Angst vor dem Tod?», fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: «Aber nein, ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und all meine Kräfte eingesetzt, soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gibt.» (Le Petit Prince, Antoine de Saint-Exupéry)
Wir alle haben diese Kraft und Liebe von Tanja gespürt, und wir feiern sie für ihren grossen Einsatz und ihr riesiges Herz. Für all das, was sie uns gegeben hat.
Ich hatte das Glück, mit Tanja die letzten 35 Jahre befreundet zu sein. Kennengelernt haben wir uns als Teenager – wie kann es anders sein – in einer Adliswiler Turnhalle beim Unihockey spielen. Es ist schon lange her, aber ich erinnere mich so gut, wie sie auf dem Feld als Verteidigerin zu mir im Sturm gerufen hat: «Karin, lauf» und dann wusste ich, jetzt kommt gleich ein toller Steilpass, den ich dann doch meist verbaselt habe. Ob Sieg oder Niederlage, wir haben auf und neben dem Feld viel gelacht, so dass unsere Freundschaft über all die Jahre gehalten hat.
Was bedeutet Freundschaft? Ich denke, für Tanja ist Freundschaft, wenn man aneinander glaubt und sich unterstützt, wenn man sich auch ohne viel Worte versteht und über vieles schmunzeln kann, sich zusammen zuhause fühlt und man so sein kann, wie man ist. Liebe Freundin, wie gern würde ich auch in Zukunft mit dir zusammen lachen, diskutieren und Gummibärli futtern, durch Buchläden stöbern, Sport schauen, etwas basteln, nach draussen in die Berge gehen oder unsere Sushis in der Sihlcity teilen. Die gemeinsamen schönen Erinnerungen, die werden bleiben. Danke für deine Freundschaft.
Ihre Schildkröten sind Tanja sehr wichtig gewesen und sie hat immer gut zu ihnen geschaut. Und wenn es im Gehege mal en gröberen Streit gegeben hat, hat sie die Streithähne jeweils getrennt und einen davon zu mir in meinen Garten verfrachtet. So sind inzwischen über die Jahre auch einige Schildkröten von ihr bei mir zuhause. Sie sind und werden auch zukünftig eine wunderbare Erinnerung an Tanja bleiben.
Wir haben uns ab und zu ein gemeinsames Weekend gegönnt, in den Bergen, beim Wellnessen oder in einer schönen Stadt. Einen unserer letzten Ausflüge führte uns nach Strasbourg an den Weihnachtsmarkt. Der Zug dorthin wollte nicht wirklich – oder eher das streikende Bahnpersonal. Auf jeden Fall sind wir an einem kleinen Bahnhof gestrandet und wussten nicht, wann und wie es weiter ging. Tanja nahm es, vermutlich als einzige des ganzen überfüllten Perrons, mit Humor. Sie hat aus ihrer Tasche ein Pack Gummibärli herausgenommen und meinte «Hauptsache, wir sind zusammen da». Freundin, du hattest so recht, und dies gilt für immer, wir sind zusammen da!
Lied an Tanja – Vorgelesen von Johan Adin und gesungen von Rinaldo Walser
Irgendwo ist es gerade Nacht. Irgendwo ist es Tag. Ich halte den Atem an, während ich hinausschaue, und erinnere mich an die ganze Zeit, die da war.
Jede Straße trägt etwas, selbst wenn du weit weg bist. Zünde eine Kerze an und erleuchte die Nacht.
Für alles, was wir noch nicht gesagt haben, tu es Du siehst den Mond. Wo bist du heute Nacht? Nimm meine Hand und wir nehmen sie herunter.
Siehst du die Sonne hinter den Wolkenkratzern? Schließst du deine Augen, sind wir wieder zusammen? Schließe ich deine Augen? Sind wir wieder zusammen?
Ich glaube, ich habe jetzt fliegen gelernt. Ohne Flügel, wie du gesagt hast. Direkt hinaus in die Dunkelheit, hinunter zu den Lichtern der Stadt. Alles strahlen lassen, was wir zurücklassen.
Alles kann in einer Sekunde weg sein. Also komm und setz dich hier und bleib eine Weile hier und zünde eine Kerze an und erleuchte die Nacht.
Für alles, was wir noch nicht gesagt haben. Siehst du den Mond, wo du heute Nacht bist? Nimm meine Hand und wir nehmen sie herunter. Siehst du die Sonne hinter den Wolkenkratzern?
Schließst du deine Augen, sind wir wieder zusammen? Schließst du deine Augen, sind wir wieder zusammen? Nimm meine Hand und wir nehmen sie herunter.
Siehst du den Mond, wo du heute Nacht bist? Nimm meine Hand und wir nehmen sie herunter. Siehst du die Sonne hinter den Wolkenkratzern? Wenn du deine Augen schließt, sind wir wieder zusammen. Wenn ich deine Augen schließe, sind wir wieder zusammen.